Graf Mercy

ein Glücksfall für das Banat

Als Feldherr und Staatsmann hat Graf Claudius Florimund Mercy die Entwicklung des Banates geprägt wie vielleicht kein Anderer.

Florimund Mercy ist 1666 auf den Gütern seines Vaters in dem Ort Martin-Fontaine, Lothringen geboren. Die Familie stammt jedoch aus dem Ort Mercy, nahe Metz, ist aber schon im 16.Jh. nach Martin-Fontaine umgezogen und stand im Dienst deutscher Fürsten. 1682 trat er als Volontär in die kaiserliche Armee ein, machte mit 17 Jahren seinen ersten Feldzug gegen die Türken mit. Danach beteiligte er sich 7 Jahre lang an den verschiedenen Feldzügen in Ungarn, wird zum Leutnant befördert. 1694 - 1696 ist er in einem Feldzug in Italien und kehrt 1691 nach Ungarn zurück, wo er als Major in einer Schlacht bei Zenta erwähnt wird. Danach wird er zum Oberstleutnant befördert, geht als solcher wieder zurück nach Italien. 1702 geht er als Oberst an den Rhein.

1716 ist er als General in einem Feldzug gegen die Türken eingesetzt. Am 08.05. 1716 wird er zum General der Kavallerie befördert, trägt viel zu dem Sieg über die Türken von Prinz Eugen von Savoyen bei Peterwardein, bei. Er ist an der Belagerung Temesvar's beteiligt, zieht am 18.10.1716 zusammen mit Prinz Eugen, nach 44-tägiger Belagerung, in die Festung Temesvar, ein. Am 02.11.1716 reist Prinz Eugen zurück nach Wien, Graf Mercy übernimmt das Oberkommando über die österreichischen Streitkräfte im Banat, Festungskommandant von Temesvar wird Paul Wallis. Am 01.01.1718 wird der erste "Deutsche Magistrat" in Temeschburg gegründet, erster Richter war Tobias Balthasar Hold.

Als Oberkommandierender mußte er versuchen einen geordneten Rechtszustand, Disziplin und Sicherheit, herzustellen. Militärisch hatte er das Ziel, die türkischen Armeen im Raum Belgrad von ihrem Mutterland abzuschneiden. Er belagerte die Festung Pantschowa (09.11.1716), die sich nach einem Tag ergab. Danach fielen am 18.11.1716 auch die Festungen Kubin und Neupalanka. Großen Widerstand fand Mercy bei der Belagerung der Festung Orschowa (Ada-Kaleh), deshalb zog er nach Mehadia, das er in Verteidigungszustand setzte und kehrte nach Werschetz zurück, wo er 1716 - 1717 sein Winterquartier hatte.

Nach der Schlacht von Belgrad wurde er zum Feldmarschall ernannt und kehrte mit 12 Bataillonen und 8 Kawallerieregimentern in das Banat zurück. Während des Krieges zwischen Österreich und Spanien wurde er für kurze Zeit nach Sizilien (1719) abberufen, kehrte aber im Mai 1720 in das Banat zurück. Am 28.06.1719 erging der "Einrichtungsbefehl" der Krone an Graf Mercy, womit die Grundlage des "Ersten Schwabenzuges" gebildet wurde.

Die größten Leistungen Mercy's waren aber nicht auf militärischem Gebiet, sondern auf dem Gebiet der Verwaltung. Er vereinigte unter seinem Generalkommando das Banat mit einem Teil der Eroberungen in Serbien, und um eine Kameral-Verwaltung aufzubauen, teilte er das gesamte Gebiet in 16 Distrikte ein (Serbien in 5, das Banat in 11 Distrikte). Diese wurden von einem Verwalter, der eine Kanzlei mit dem nötigen Personal hatte, geleitet und in dessen Kanzleien alle Staats-, Wirtschafts- und Rechtsangelegenheiten geregelt wurden. Mercy vergrößerte schon vorhandene Ortschaften und legte neue an (Weißkirchen, St. Peter, Saderlach, Neu-Pecs, Detta, Mercydorf u.a.), holte Bauern und Handwerker (Viele Italiener) in das Banat und förderte den Seidenbau. Unter seiner Anleitung wurden größere Maulberpflanzungen bei Werschetz, Detta, Csakowa und Weißkirchen angelegt, und auf sein Betreiber wurde die Todesstrafe für Beschädiger solcher Bäume verhängt. Mercy ließ vor der Stadt Temesvar einen Platz ausstecken, wo eine Papiermühle, holländische Ölpressen, eine Tuchfabrik, und unter der Aufsicht eines Mantuaners, Abbate Rossi, eine Seidenfabrik entstanden. Aus diesem Platz entstand später die Vorstadt "Fabrik". Die ersten Arbeiten dieser Fabrik wurden zur Zierde des Altars geheiligt (werden auch heute in der Kathedralkirche aufbewahrt), die zweiten schenkte der Kaiser seiner Gemahlin Elisabeth Cristina. Um den Holzreichtum der Wälder im Osten des Banates zu nützen, wurde die Bega kanalisiert. Ab Faget, über Ragita, Bulinz (Belinz) und Ketau wurde die Bega begradigt und bei Temesvar wurden 4 Kanäle mit Schleusen errichtet. Am 25.04.1723 wurde der Grundstein zu den neuen Festungsmauern durch den Jesuiten-Superior gelegt. 1729 wurde durch den Bau der siebenbürger Kaserne die neue Festung vollendet und somit die Stadt wesentlich vergrößert. Ebenfalls auf Betreiben Mercy's wurde das gesamte Banat zwischen 1723 und 1725 neu vermessen, um den Bau von Straßen zu erleichtern. Schon 1722 wurden neue Brunnen in der Festung gegraben, 1729 wollte man einen Aquädukt von Temesvar nach Jahrmarkt bauen, was aber nicht ausgeführt wurde. Auf Betreiben Mercy's wurde aber in der Vorstadt Fabrik 1732 eine Pumpstation errichtet, die Temesvar durch eine unterirdische Kanalisation (mit 8 Ausgängen) mit Trinkwasser versorgte.

1724 beginnt Mercy mit der Errichtung der Banater Militärgrenze (diese wird aber erst 1767 reguliert), Die Festungen Alt-Orschowa, Neu-Orschowa, Mehadia, Neu-Palanka, Kubin und Pancsova wurden neu befestigt, Wohnungen für Verwalter und Personal wurden errichtet.

1733 bricht ein neuer Krieg zwischen Österreich und Spanien aus, 1734 geht Mercy nach Südtirol, übernimmt dort, von dem Prinzen Ludwig von Württemberg, das Kommando der Armeen und fällt in einer Schlacht vor Parma am Peterstag 1734. Begraben in der Domkirche von Reggio, hinterläßt Mercy 2 Adoptivsöhne. Mercy's Nachfolger im Banat, der Graf von Engelshofen (1733-1736), der Graf Hamilton (1736-1737) und Graf von Neiperg setzten Mercy's Pläne fort. Aus diesen Ausführungen ist das große organisatorische Talent, die Tüchtigkeit und der Weitblick des Grafen Mercy, der ein sehr großer "Glücksfall" für das Banat war, ersichtlich.

Als Grundlage für diesen Beitrag dienten Aufzeichnungen von Th. I. Griselini, L. Böhm, F. Wettel u. v. a. die zum Teil von meiner Mutter Elfriede Neidenbach ausgewertet wurden.


Dipl. Ing. Neidenbach Norbert

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