Prinz Eugen - der "edle Ritter"

Eugen Franz, Prinz von Savoyen- Carignan wurde am 18.10.1663 als 5. Kind des Prinzen Eugen Moritz von Savoyen (Soisson)-Carignan und Olympia Mancini - der Nichte des Kardinals Mazarin - in Paris, im "Hotel de Soissons" (ein ehemaliges Kloster erbaut von Johann von Böhmen) geboren. Es war die Epoche des "Sonnenkönigs" Ludwig XIV, der wahrscheinlich auch der leibliche Vater des Prinzen Eugen war. Der rechtliche Vater aber, Eugene Maurice, Prinz von Savoyen-Carignan, Graf von Soisson stirbt 1673 nach einem Feldzug der französischen Armee in Unna/Westfalen. Die Mutter, als "Comtesse" am Hofe Ludwigs XIV, benützt ihren Einfluß auf diesen und erreicht für ihre Kinder gute Positionen. Der älteste Sohn, Thomas (7 Jahre älter als Eugen) bekommt ein eigenes Infantrieregiment und heiratet Uranie de la Cropte, Philippe(5Jahre älter als Eugen) wird Kapitän einer venezianischen Galeere, Louis (3 Jahre älter als Eugen) bekommt ein eigenes Infantreiregiment. Die Schwestern Marie-Jeanne und Louise werden standesgemäß verheiratet. Für Eugen war eine Priesterlaufbahn bestimmt, Domherrenstühle in Köln und Lüttich waren für ihn freigehalten. Jedoch 1683, unter dem Einfluß seines Hauslehrers Joseph Saveur und familiärer Ereignisse, verlässt Prinz Eugen Paris und meldet sich als Freiwilliger bei dem österreichischen Kaiser Leopold(der, wegen der Belagerung Wiens durch die türkische Armee, in Passau residierte). Prinz Eugen verließ Paris da der Einfluß seiner Mutter bei Hofe sehr gesunken war. Die Schwester der Mutter, Marie-Anne Mancini (verheiratet mit dem Herzog von Bouillon) wird wegen Giftmordes angeklagt und Louis, der 3 Jahre ältere Bruder des Prinzen Eugen, verläßt Frankreich und meldet sich als Freiwilliger bei der österreichischen Armee (er fällt als Oberst im Kampf gegen die Türken bei Petronell) und danach wird auch Olympia Mancini nach Brüssel verbannt.

In Passau bekommt er, nach Fürsprache des spanischen Gesandten Borgomanero, eine Audienz bei dem österreichischen Kaiser, und tritt danach als Oberst in die Reiterei des Markgrafen Ludwig von Baden ("Türken-Louis") ein und zeichnet sich am 12.09.1683 bei dem Entsatz Wiens von der Belagerung durch die Truppen des Kara Mustafa, aus. Dem österreichischen Heer, unter dem Befehl des Karl von Lothringen und des polnischen Königs Johann Sobieski, gelingt es, die Belagerung Wiens zu beenden. Prinz Eugen, nun als Kommandant des Kufsteinischen Dragonerregiments (das ihm 12.000 Gulden im Jahr einbrachte) hatte sich einen Namen als loyaler und erfolgreicher Soldat im Kampf gegen die Türken gemacht. Er begleitet seine Mutter im März 1684 von Brüssel nach Madrid, wo er am spanischen Hof von König Karl II empfangen und zum Grande von Spanien ernannt wird. 1685 wird er wieder im Türkenfeldzug eingesetzt, wird zum Feldmarschalleutnant ernannt und bekommt den Orden zum Goldenen Vlies. Am 02.09.1686 ist er beteiligt an der Erstürmung Ofen's und am 12.08.1686 an der Schlacht von Mohacs. Bei der Schlacht um Belgrad, 1688, unter seinem Cousin Prinz Max-Emmanuel von Bayern, wird Prinz Eugen schwer verwundet und wird nach Wien zurückgebracht. Nachdem ihm eine kurze Ruhepause vergönnt war, wird Prinz Eugen als Gesandter nach Turin, zu seinem Onkel Victor Amadeus, geschickt, in der Hoffnung, diesen weiter an Österreich zu binden (Victor Amadeus kontrollierte die Alpenpässe, die für die österreichische Kriegführung eine große Rolle spielten). Frankreich überfiel 1688 das Rheinland und die Pfalz, zerstörte 1689 Heidelberg, Mannheim, Speyer und zwang den österreichischen Kaiser eine Rheinarmee aufzustellen. Prinz Eugen übernahm die Führung dieser Armee und kämpft während der nächsten 6 Jahre in Deutschland und Italien, wo er 1690 verletzt wird. 1697 wird er als Oberbefehlshaber der Truppen in Ungarn ernannt und erringt am 11.09.1697 einen wichtigen Sieg gegen die Türken in der Schlacht bei Zenta. Trotz eines gegensätzlichen Befehls des Kaisers, greift Prinz Eugen das türkische Heer an(erbeutet die gesamten Vorräte der Türken, 80 Geschütze, 58 Doppelhacken, das Siegel des Sultans, 87 türkische Offiziere), der Sultan läßt seinen Wesir Mohammed Pascha im Stich und flieht nach Temeswar. Nach der Rückerroberung Bosniens beginnen Friedensverhandlungen mit dem Sultan Mustafa, "Sohn des Mehmet Han" bei Karlowitz, deren Ergebnis am 26.01.1699 unterzeichnet wird. Als Dank erhält Prinz Eugen von dem österreichischen Kaiser 18 Dörfer in der Gegend um Liklos, zwischen Donau und Drau und kauft sich für 30.000 Gulden ein baufälliges Haus in der Himmelpfortsgasse in Wien. Er beginnt mit dem Bau seiner Winterresidenz und beschäftigt auf dieser Baustelle, die immer größer wird, hauptsächlich Veteranen aus seinen Feldzügen, denen er somit eine gesicherte Existenz bietet. Er wird beim Volk immer beliebter und seine Autorität, sein taktisches und organisatorisches Geschick machen ihn zu einer immer wichtigeren Persönlichkeit in Österreich, was auch der Kaiser nicht ignorieren kann. Während dieser "Ruhepause" in Wien, trifft sich Prinz Eugen häufig mit seiner Jugendliebe Eleonore von Stratmann (Tochter eines Advokaten aus dem Umfeld des Spaniers Borgomanero) die mit dem Grafen Batthyany (Banus von Kroatien) verheiratet war. Auch nimmt er seinen Bruder Thomas mit seiner Familie bei sich in Wien auf. Durch den Tod Karls II von Spanien, am 1.11.1700 und wegen der Tatsache, daß die Granden von Spanien Philipp von Anjou (ein Enkel des Königs Ludwig XIV) zum Nachfolger bestimmen, bricht der Spanische Erbfolgekrieg aus, während dessen Prinz Eugen in Italien gegen die französischen Truppen (die Philipp von Anjou unterstützen) eingesetzt wird. Am 18.11.1700 überträgt Kaiser Leopold die Präsidentschaft des Hofkriegsrates und den Oberbefehl über seine Truppen Prinz Eugen und dieser überquert zwischen Monte Baldo und Monte Pasubio mit 16.000 Soldaten und 6000 Pferden die Alpen nach Italien und erobert von da Bayern in der Schlacht von Höchstädt und Blindheim am 13.08.1704.

In dieser Zeit beginnt er auch mit dem Bau seiner Sommerresidenz in den Weinbergen vor Wien. Prinz Eugen wird von Kaiser Josef (Kaiser Leopold war am 05.05.1705 gestorben) nach England geschickt um mit Hilfe der Engländern einen Friedensvertrag mit Frankreich auszuhandeln. Ludwig XIV verzichtet im Namen seines Enkels auf den Spanische Thron, Philipp willigt aber nicht ein. Nach der Schlacht von Malplaquet -mit 36.000 Toten (12.000 auf französischer und 24.000 auf der Seite der Allierten) - wird dem Österreichischen Kaiser bewußt, daß er sich "zu Tode siegen" könnte und es beginnen die Friedensverhandlungen von Rastatt. Prinz Eugen, zusammen mit seinen Beratern , den Generälen Königsegg und Falkenstein, dem Prinzen von Baden-Durlach und dem Herzog von Aremberg handelt einen Friedensvertrag mit dem franz. Gesandten Villars, dem Generalstabschef Contades und dem Intendanten des Elsaß - Houssage, aus, wonach Philippe Spanien behält, Frankreich Straßburg und Landau und Österreich die Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien bekommt.

1715 griff Sultan Achmed III. mit seinen Truppen Venedig an, damit war der Friede von Karlowitz gebrochen und Prinz Eugen wurde von Kaiser Karl (Bruder und Nachfolger von Josef) in den Balkan geschickt. Am 09.07 1716 hatte Prinz Eugen 65.000 Mann bei Peterwardein zusammengezogen, mit denen er am 05.08 den Großwesir mit seinen 200.000 Mann angriff und besiegte. Prinz Eugen, der in der Zwischenzeit Generalkapitän der Niederlande, Kaiserlicher Generalleutnant, Präsident des Hofkriegsrates und Staats- und Konferenzminister geworden war, zieht mit seinen Truppen über Zenta nach Temeswar. Am 1.10.1716 beginnt die Erstürmung der Festung, am 12.10. kapituliert die türkische Besatzung und Temeswar wird nach 164 Jahren wieder befreit. Um den gesamten Balkan von der Türkenherrschaft zu befreien, müsste die wichtige Festung Belgrad befreit werden. Am 21.05. 1717 kam Prinz Eugen im Lager von Futak an, am 15. Und 16.06 ging er mit 70.000 Mann bei Pantschowa über die Donau. Hier wird Prinz Eugen zum ersten Mal von Graf Mercy begleitet und es werden auch zum ersten Mal Pläne zur Besiedelung des Banates besprochen. Nach 2 Tagen Beschuß (15 Mörser und 26 Kanonen), nach einem heftigen Sturm der die Versorgungsschiffe der Türken in der Donau versenkt, stürmt Prinz Eugen, zusammen mit Prinz Alexander von Württemberg und Graf Palffy Belgrad und Mustafa Pascha kapituliert. Nach dieser Schlacht entsteht übrigens, in den Lagern der Soldaten, das Lied vom Prinzen Eugen, "der edle Ritter". Beim Kongreß von Poscharewatz wird ein Friedensvertrag ausgehandelt, Prinz Eugen wird Generalvikar der österreichischen Länder in Italien. Mit angeschlagener Gesundheit (schwere Bronchitis) und psychisch belastet durch den Tod seines Neffen und Erben Eugen (Sohn seines Bruders Thomas) zieht er sich nach Wien zurück. Am 05.05 1735 übernimmt er noch einmal das Kommando der Österreichischen Truppen im Rheinland, erreicht 13.05. Heilbronn, übernimmt am 18.05.1735 in Bruchsal das Kommando der Reichsarmee. Nachdem Rußland mit 13.000 Soldaten in den Krieg eingreift, bietet Frankreich den Frieden an, wonach August von Sachsen die Polnische Krone bekommt, Frankreich Lothringen und Franz Stephan von Lothringen die Toskana und die Hand der Prinzessin Maria-Theresia (Heirat im Feb. 1736) bekommt. Mailand, Parma und Piacenza fallen zu Österreich und Frankreich erkennt die "Pragmatischen Sanktionen" an. Prinz Eugen kehrt am 16.10.1735 nach Wien zurück, und stirbt am 21.04.1736 in seinem Sommerpalast, nachdem er 4 Kaisern gedient hatte. Sein Werk jedoch, das er durch die Befreiung Temeswars begonnen hat, das danach von Graf Mercy fortgesetzt wurde und von den vielen Ansiedlern vollendet wurde, hat ihn über Jahrhunderte überdauert.


Dipl. Ing. Norbert Neidenbach
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