Die Welschen Dörfer

Charleville, Soultour, St. Hubert

Da die mir zur Verfügung stehenden Daten und Unterlagen zu der historischen Entwicklung der "Welschen Dörfer" Charleville, Seultour, St-Hubert eine Einzelbehandlung dieser Ortschaften nicht ermöglichen, und wegen der vielen Gemeinsamkeiten dieser Dörfer (geografische Lage, Ursprungsgebiet der Ansiedler, gemeinsame Kultur etc.) habe ich mich entschlossen, diese Ortschaften als Ganzes zu behandeln.

Am 18.06.1766 wird eine kaiserliche Verordnung erlassen, lt. der jede Gemeinde mit Pfarrei und Schule zu versehen sei. So entstand 1770 die Pfarrei St. Hubert mit den Filialen Soultour (wird später in einigen Quellen Seultour genannt), Charleville, Heufeld, Mastort). Die hier behandelten Ortschaften wurden 1771 während dem 2. Schwabenzug,als Ödlandsiedlungen, in Form von Kreuzdörfern, angelegt. Das Vorbild der Ansiedlungshäuser war der in Niederösterreich häufige, fränkische, einfache "Streckhof". Die Hauptmasse der Ansiedler kam aus den Kreisen Metz und Chateu-Salins, die Namen der Ortschaften wurden aber von den Namen von 3 elsässischen Dörfern, deren Lage zueinander ähnlich der banater Dörfer war, übernommen. Am 28.07.1788 wurde die erste gebaute Kirche abgetragen und der Bau einer neuen Kirche begann. Der Bau wird während des Türkenkrieges unterbrochen und 08.1791 wieder aufgenommen und im gleichen Jahr auch vollendet. Die neue Kirche wird am 3.11.1791 von dem Groß-Jetschaer Pfarrer Jakob Ischt eingeweiht.

Einige statistische Daten:

Anzahl der Häuser: 1771 Charleville mit 64 Häusern, Soultour (Tournville, Seultour)mit 64 Häusern, St. Hubert mit 78 Häusern

Bevölkerungszahlen: 1772 Charleville = 278 Seelen, Tourneville = 283 Seelen, St. Hubert = 320 Seelen

1777 Charleville = 290 Seelen, Soultour/Tourneville = 303 Seelen, St. Hubert = 415 Seelen

1778

Ort Anz. Häuser Anz. schulpflichtige Kinder Bezahlung des Lehrers

[Gulden]

Bezahlung des Lehrers

[Metzen Frucht]

Bezahlung des Lehrers

[Klafter Holz]

Charleville 67 39 40 30 6
St. Hubert 82 63 60 50 6
Soultour 67 38 40 40 6
           

Besitzverteilung lt. dem Csatader Rentamt in einem "Aufsatz vom Jahre 1783"

Ort Häuser Ganze Ansässigkeit Halbe Ansässigkeit Viertel Ansässigkeit Achtel Ansässigkeit Häusler
Charleville 65 75 5 - - 3
St. Hubert 87 72 3 - - 12
Soultour 65 52 10 - - 3
             
  1. Seelenzahl der Pfarreien
Ort Seelenzahl (Deutsche)
Charleville 525
St. Hubert 625
Soultour 435
   

1821 Seelenzahl der Pfarreien

Ort Seelenzahl (Deutsche)
Charleville 478
St. Hubert 923
Seultour 511

 

Ende 19. Jhdt hatten sich 2 getrennte Wirtschaftsräume gebildet: ein östlich-nördliches Weizen-Maisbaugebiet wozu auch Charleville, Seultour, St-Hubert gehörten, mit ca. 78% der banater Gesamtfläche. In diesen Dörfern bestand auch kein Flurzwang sondern es war fölliger Freibau möglich, also eine intensive Ausnutzung des Bodens. 1850-60 trat statt des Anerbrechts die freie Erbteilbarkeit des Besitzes in Kraft, dadurch war eine starke Verkleinerung des Besitzen zu sehen:

Zahl der Grundbesitzer in St. Hubert

Jahr 1776 1900 1910 1936
Zahl der Grundbesitzer mit 10-100 Joch 75 82 78 81
Zahl der Grundbesitzer grösser als 100 Joch - 3 1 8
Gesamtzahl der Grundbesitzer 75 92 135 280

1857 wurde die Eisenbahnlinie Budapest-Szegedin-Kikinda-Hatzfeld-Temeschburg angelegt, welche wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Heide beigetragen hat. Dieser Eisenbahndamm hatte aber auch eine aufstauende Wirkung für die Ableitung der Binnenwässer der Heidemitte über die Bega. Diese wäre ein geeigneter Abflusskanal gewesen, jedoch bot die Eisenbahnlinie bis Hatzfeld keinerlei Durchlaß. Diese Wirkung hat sich 1871 in ihrer ganzen Tragweite gezeigt, als die Dörfer Seultour und Charleville nur durch einen künstlichen Durchstich von einer vollständigen Überschwemmung bewahrt werden konnten. Der Wasserstand war jedoch troztdem so hoch, daß 63 Wohnhäuser ganz oder teilweise einstürzten und im Ackerland Rohr oder Riedgras wuchs.

Gemarkungsgröße /Bevölkerungsdichte 1930/1931

Ort Gemarkungsgröße Bevölkerungszahl Bevölkerungsdichte
Charleville 13,6 qkm 736 54,1
St. Hubert 16,9 1454 86,0
Soultour 13,1 955 72,9
       

Verhältniss der Nationalitäten 1930/1931

Ort Deutsche % Rum. [%] Madjaren [%] Serben [%] Andere [%]
Charleville 718 97,6 - 2,4 - -
St. Hubert 1340 92,1 0,5 3,4 3,6 0,4
Soultour 935 97,9 - 0,7 0,9 0,5